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Ortsprägende Cäcilien-Eiche gefällt

Am frühen Morgen des 8. März 2010 wurde ihr Schicksal besiegelt!

Stumpf der Cäcilieneiche, Foto F. Sostmann
Stumpf der Cäcilieneiche, Foto F. Sostmann

„Mein Freund der Baum ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot“ hört man Alexandra singen, wenn man die Reste der einst so vitalen Eiche am Cäcilienring betrachtet. Die Ratsmehrheit von CDU, FDP und UWG hat sich für die Abholzung gegen den Widerstand von SPD und Grünen entschieden. Nach erneutem Votum des Erstgutachters Braukmann konnte natürlich kein anderes Ergebnis erwartet werden. Auch wenn am Stumpf der Eiche eine deutliche Schadstelle sichtbar wird, so hätte die Eiche nach dem Edewechter Baumgutachter Schöpe noch eine hohe Lebenserwartung gehabt (s. auch die vom Büro Schöpe angefertigte Grafik des Eichenstumpfes).

Ob die von den Mehrheitsfraktionen angeführten Sicherheitsbedenken wirklich den Ausschlag gaben oder andere, planungsbehindernde oder pekuniäre Gründe, wollen wir dahingestellt sein lassen.

Was bleibt in Erinnerung? Eine enttäuschte Initiative von Anwohnern, die sich einen grünen Siedlungsmittelpunkt erhofft hatten, ein widerspenstiger Naturschutzverband, der wie einst Don Quichote gegen Verwaltungsmühlen ankämpft, ein Bürgermeister, der demokratisch vorgetragenes Bürgerengagement nur notgedrungen zur Kenntnis nimmt, weil es das Amt gebietet (s. zuletzt Industriegebiet Loy-Ipwege) sowie eine Ratsmehrheit, bei der sich gelegentlich der Eindruck aufdrängt, dass sie verlernt hat, Verwaltungshandeln kritisch zu hinterfragen.

26. Jan. 2010: Das Baumbüro Schöpe kommt in der Zusammenfassung seines Gutachtens zu folgender Analyse: „Da es sich bei der untersuchten Eiche um einen relativ kleinen und kompakt gewachsenen Baum mit sehr niedrigem Kronenansatz handelt, bestehen aus objektiver Sachverständigensicht trotz der Schädigung innerhalb des Stammfußes keine Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit – selbst wenn sich die Fäule weiter im Wurzelbereich ausdehnt. Da eine Restwandstärke von über 20 cm vorhanden ist, kann auch von einer ausreichenden Bruchsicherheit ausgegangen werden. Die Eiche ist also sicher, trotz ihrer Schwachstellen.“ In seiner Stellungnahme zum BPlan 79 C (Südlich des Schloßparks) fordert der NABU Rastede die Planer und die Gemeindevertreter unter diesen neuerlichen Gesichtspunkten auf, dem Wunsch vieler Rasteder Bürger und der Anwohner nachzukommen und die „Cäcilieneiche“ im BPlan 79 C als erhaltenswert einzustufen und auf eine Fällung zu verzichten.

20. Jan. 2010: Nach Erteilung der Betretungs- und Untersuchungserlaubnis durch die Gemeinde Rastede ist das Edewechter Baumbüro Schöpe mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt worden. Dies wird in der 4. Kalenderwoche angefertigt.

5. Jan. 2010: Der NABU Rastede hat bei der Gemeinde Rastede eine einmalige Betretungs- und Untersuchungserlaubnis für die Eiche am Cäcilienring erbeten. Der Vorstand hält es aus Gründen der Objektivität für geboten, die umstrittene Eiche nochmals von einem anerkannten Ammerländer Baumbüro (Schöpe, Edewecht) gutachterlich untersuchen zu lassen, um jegliche Zweifel an der Standfestigkeit des Baumes und seines Gefährdungspotenzials auszuräumen. Der Vorstand ist der Meinung, dass die verunsicherten Anwohner und die breite Öffentlichkeit an einer raschen Klärung interessiert ist.

15. Dez. 2009: Ein von der Gemeinde beauftragter hiesiger Baumgutachter mit Gartenbaubetrieb stellte kürzlich in einem zunächst zurückgehaltenen Gutachten an der so vital aussehenden Eiche am Cäcilienring eine schwere Schädigung durch Braunfäule fest. Diese äußerlich nicht feststellbaren Schäden und das damit verbundene Schicksal des Baumes hat den NABU Rastede veranlaßt, über die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) einen weiteren Baumsachverständigen zu konsultieren. Das Baumbüro Klaus Schöpe aus Edewecht kommt nach Sichtung der vorhandenen Unterlagen und Fotos zu einer differenzierteren Beurteilung. Danach kann z. B. Totholz in der Krone gerade bei Eichen ein ganz normales Ereignis sein, zumal wenn sie längere Zeit nicht gepflegt wurden. Dann finde eine natürliche Kronenpflege statt, die nicht zwangsläufig auf Vitalitätsdefizite schließen lasse. Die tatsächliche Schädigung des Baumes und damit die Standsicherheit könne nur mit einer Schalltomografie kontrolliert werden. Allerdings sei bei einem Stammumfang von 360 cm und einer Höhe von 17 m eine sogenannte Grundsicherheit von 1400 % gegeben, d. h., die Cäcilieneiche, wäre sie vollholzig und ungeschädigt, würde eine 14-fache Sicherheit bei Orkanbelastungen und eine 10-fache bei Belastungen durch Orkanböen aufweisen.

 
Sichtbare Schadstelle
Sichtbare Schadstelle

Diese hohe Grundsicherheit gibt ein großes Maß an Sicherheitsreserven, d. h. der Baum könnte auch eingefault sein; er benötigt für eine 1-fache Sicherheit nur eine mittlere Restwandstärke von 1 cm. Diese Werte erreicht die Cäcilieneiche gutachterlich festgestellt mit Restwandstärken von 8 bis 11 cm.
Fazit: Es besteht derzeit offenbar keine Veranlassung, die Standsicherheit der Cäcilieneiche in Zweifel zu ziehen und somit auch kein Grund, den Baum zu beseitigen. Ein Gutachten des Baumbüros Schöpe käme möglicherweise zu einem anderen Ergebnis. Der NABU prüft derzeit, ob ein solches Gutachten innerhalb der Auslegungsfrist des Bebauungsplanes bis zum 27.01.2010 erstellt und der Gemeinde im Rahmen einer Stellungnahme vorgelegt werden kann.

Dez. 2009: Nach und nach sickert durch, dass ein Gutachten eines hiesigen Sachverständigen vorliegt. Danach soll der Baum von einem Braunfäule verursachenden Pilz befallen und deshalb nicht mehr verkehrssicher sein. Dieses wird noch nachzuprüfen sein.

Nov. 2009: In der Sitzung des Bauauschusses ergab sich dann ein anderes Bild: mit den Stimmen von CDU, FDP und UWG wurde nach entsprechendem Vortrag durch das Planungsbüro NWP die Fällung der Eiche beschlossen.
Hintergrund: die Planer kommen zu der Auffassung, dass bei einer Verlegung des Spielplatzes auf das Eichengrundstück ein erhöhter Pflegeaufwand erforderlich werde und die dann anliegenden Nachbarn einen „Vertrauensverlust“ (Vertrauen auf ein kinderfreies Nebenan) hinnehmen müßten (sonst ist die Gemeinde auch nicht so zimperlich mit ihren Neubürgern: so wurde der geplante Weg hinter dem Cäcilienring kurzerhand verlegt. Im Vertrauen auf die Realisierung hatte eine Familie die auf ihrem Grundstück stehenden Eichen erhalten. Nun muß sie befürchten, dass durch eine mögliche Grenzbebauung eine Schädigung der Eichen eintritt.).

So vital war sie einmal!
So vital war sie einmal!

Die CDU-Ratsfrau Lamers verstieg sich zu der Erkenntnis, sie würde ihre Kinder unter der Eiche nicht spielen lassen! Welch ungleich größeren „Gefahren“ sind wohl die Kinder des Waldkindergartens ausgesetzt, die bei Wind und Wetter unter den sehr viel älteren Bäumen im Schlosspark spielen und toben? Und die 4.000 Euro Mindereinnahmen bei einer Vergrößerung des Spielplatzes könnte die mit ihrer gesunden Haushaltslage werbende Gemeinde Rastede doch sicher auch verkraften! Es liegt also wieder einmal nur am guten Willen! Ein Planungsbüro mit entsprechendem Auftrag hätte bereits den vorangehenden Bauabschnitt so geplant, dass die Eiche vielleicht sogar Mittelpunkt eines neuen Baugebiets wird. Durch allseitige Begrünung des Spielplatzes könnte eine „Belästigung“ durch spielende Kinder weitgehend vermieden werden. Andernorts geht so etwas...
Derzeit werden von den Anliegern Unterschriften gesammelt. Die weit überwiegende Mehrzahl der bisher befragten Anwohner will den Erhalt des Baumes ausdrücklich (von 30 hat nur ein Anwohner den Erhalt abgelehnt!). Wie lange kann die Gemeinde ihren Widerstand gegen das Votum der Bürger noch aufrecht erhalten?

11.08.2009: nach einer örtlichen Überprüfung durch die UNB des Landkreises und des Naturschutzbeauftragten für Forstwirtschaft, wurde zwar eine Schutzwürdigkeit der Stieleiche als Naturdenkmal nicht festgestellt, aber wegen ihrer ortsbildprägenden Erscheinung für würdig erachtet, in den künftigen Bebauungsplan als zu erhalten aufgenommen zu werden. Zum Schutz des Baumes sollte mindestens der Kronentraufbereich plus 1,50 m als Wurzelbereich eingemessen und von jeglicher Bebauung freigehalten werden.

Auch die Fraktionsvorsitzenden der im Gemeinderat vertretenen Parteien, Dieter von Essen (CDU), Rüdiger Kramer (SPD), Gerd Langhorst (Grüne) und Evelyn Fisbeck (FDP) haben sich positiv geäußert und wollen sich für den Erhalt der Eiche einsetzen!

Frühjahr/Sommer 2009:Bürger aus dem Neubaugebiet am Rasteder Cäcilienring äußern gegenüber dem NABU Rastede ihre Besorgnis, dass die ca. 100- bis 120jährige Eiche am Cäcilienring gegenüber dem jetzigen Spielplatz im Zuge der weiteren Bebauung gefällt werden soll. Wie auf dem nebenstehenden Fotos zu erkennen ist, macht die Eiche einen sehr gesunden und vitalen Eindruck. Viele Eichen in Niedersachsen leiden nach dem letzten Waldschadensbericht unter den verschlechterten Umweltbedingungen. Dieses gilt im Übrigen auch für manche Eiche im Rasteder Raum (u. a. im Schlosspark). Nach Ansicht des NABU steht die Eiche am Cäcilienring nicht so ungünstig, als dass bei einer künftigen Bebauung nicht eine Integrationsmöglichkeit bestehen könnte.

Cäcilieneiche mit Spielplatz, Fotos H. Lobensteiner
Cäcilieneiche mit Spielplatz, Fotos H. Lobensteiner

Der NABU Rastede hat die Bauplaner der Gemeinde Rastede gebeten, die Planungen im Neubaugebiet daraufhin noch einmal zu überprüfen und nach Möglichkeiten zu suchen, den das Neubaugebiet aufwertenden und bereichernden wertvollen Baum von einer Fällung zu verschonen und zur Freude der dortigen Neubürger in das Ortsbild einzupassen. Auch die Vorsitzenden der im Rasteder Gemeinderat vertretenen Fraktionen wurden um Unterstützung bei diesen Bemühungen ersucht. Bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises ist beantragt worden, die Eiche wegen ihrer Solitärstellung und ihrer Schönheit gem. § 27 NNatG als Naturdenkmal auszuweisen.

Bericht von H. Lobensteiner

 

 

Stellungnahme Leuchtenburg

 

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