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Praktischer Fledermausschutz

Unter einem Dach - Fledermäuse und Menschen

Plakettenübergabe an Familien Döding und Rasch, Foto NABU
Plakettenübergabe an Familien Döding und Rasch, Foto NABU

Der NABU Niedersachsen vergibt auf Vorschlag des NABU Rastede Plakette und Urkunde ‘Fledermausfreundliches Haus‘ an Hausbesitzer im Ammerland mit besonderem Engagement für Fledermäuse.

Erstmals im März 2005 wurde die Plakette im Rahmen einer kleinen Feierstunde an die Familien Rasch und Döding aus Loy bzw. Rastede überreicht. „Mit der Plakette würdigen wir das Engagement der Familien Rasch und Döding, die Quartiere der Zwergfledermäuse in ihrem Erdkeller bzw. Haus zu erhalten“, erklärte der 1. Vorsitzende Horst Lobensteiner. „Jetzt ist auch nach außen sichtbar, dass sich hier Menschen um den Schutz Gebäude bewohnender Fledermäuse kümmern“. Die Familie Rasch gewährt schon seit vielen Jahren den Fledermäusen in ihrem ursprünglich für Einkellerungen erbauten Erdkeller ein Winterquartier und benutzen diesen aus Sorge um die Tiere seit der ersten Besiedlung nicht mehr, während die Familie Döding seit vielen Jahren mit ihren Zwergfledermäusen unter einem Dach wohnen. Seit die Quartiere entdeckt wurden, wird von den Hausherren besondere Rücksicht auf ihre "Hausgenossen" genommen.
„Als wir im Sommer erstmals Rascheln und Knistern auf unserem Dachboden feststellten, dachten wir natürlich an Mäuse“, erzählte Herr Döding. „Eines Abends stellten wir dann aber fest, dass Fledermäuse um das Haus flogen.“ Eine Visite auf dem abgedichteten Dachboden ergab anhand der Kotspuren, dass die Fledermäuse bei ihnen Quartier genommen hatten. In den Sommermonaten sitzen sie abends oft im Garten, um ihre lieb gewonnenen Haustiere beim Ausschwärmen zu beobachten.

Fledermaus-Plakette
Fledermaus-Plakette

Im Juli 2006 wurde der Fam. Friedritz in Gristede die Auszeichnung überreicht. Unter ihrem Hausdach befindet sich eine Wochenstube mit Breitflügel-Fledermäusen. Die Familie Friedritz hat sich aus eigenem Interesse beim NABU Rastede nach ihren Mitbewohnern erkundigt und will alles zur Erhaltung des Quartiers tun. Eine Zählung am 20.07.2006 ergab 23 ausfliegende Breitflügel-Fledermäuse. Da zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit flugfähigen Jungen gerechnet werden kann, muß von einer großen (Weibchen-) Wochenstube ausgegangen werden. Die Tiere befanden sich kurz vor dem abendlichen Ausfliegen zwischen einer Dachpappen-Dämmung und den Dachziegeln.
Eine neuerliche Zählung durch die Familie Friedritz ergab im Juni 2009 über 40 ausfliegende Alttiere. Somit hat sich die Wochenstube seit 2006 fast verdoppelt!

"Vielleicht gibt die Plakette auch anderen Hausbesitzern einen Anstoß, sich bei uns zu melden, wenn sie Fledermäuse unter ihrem Dach vermuten“, hofft Horst Lobensteiner.

Fledermäuse sind eine stark bedrohte Tiergruppe. Fast alle Arten sind auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten zu finden. Aus diesem Grund hat der NABU Niedersachsen die Aktion ‘Unter einem Dach — Fledermäuse und Menschen‘ ins Leben gerufen. Niedersachsenweit werden mit der Plakette ‚Fledermausfreundliches Haus‘ Menschen, Betriebe und Institutionen auszeichnet, die Fledermausquartiere schaffen oder bestehende Quartiere erhalten.

Weitere Informationen zur NABU Aktion ‚Unter einem Dach - Fledermäuse und Menschen‘ inclusive der Vorschläge zur Schaffung neuer Fledermausquartiere sind gegen vier Briefmarken zu 55 Cent Briefmarken beim NABU Niedersachsen, Calenberger Str. 24, 30169 Hannover, erhältlich.


Übergabe der in der KGS gefertigten Fledermauskästen, Foto K. Hinsch
Übergabe der in der KGS gefertigten Fledermauskästen, Foto K. Hinsch

Die von Schülern der 10. Klasse der KGS Rastede im Werkunterricht zusammengebauten Fledermauskästen vom Typ Spaltenkasten wurden im Frühjahr von Mitgliedern des NABU Rastede im Schlosspark an acht geeigneten Plätzen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander aufgehängt. Die Kästen dienen den unter strengem Naturschutz stehenden (Wald-) Fledermäusen als Tagesschlafplätze und zur Geburt und Aufzucht ihrer Jungen. Waldfledermäuse leben gern gesellig und wählen sich die geeignete Höhle artspezifisch nach Witterung und Beschattung bzw. Sonneneinwirkung.

Die Kästen sind dem NABU Rastede als Bausätze vom NABU-Landesverband zur Verfügung gestellt worden.


Unser Foto zeigt NABU-Mitglied Horst Vollstaedt bei der Anbringung eines Kastens am "Sängerplatz" im Rasteder Schlosspark.


Fledermauskästen Nähe Sängerplatz im Schlosspark, Fotos H. Lobensteiner
Fledermauskästen Nähe Sängerplatz im Schlosspark, Fotos H. Lobensteiner


Tipp für alle Gartenfreunde:
Trotz ihrer inzwischen erreichten großen Popularität haben es Fledermäuse in unserer zersiedelten Kulturlandschaft heute schwer. Die Ausräumung unserer einst reich gegliederten Landschaft mit Wiesen, Feldern, Wegrainen, Feldgehölzen und naturnahen Waldrändern weicht immer mehr ausufernden Gewerbegebieten und Maiswüsten oder wird durch neue Straßen zerschnitten. Dort finden Fledermäuse kaum mehr Nahrung. Jüngstes Beispiel ist in Rastede die Rodung eines 10 ha großen Waldes in Loy/Ipwege zugunsten eines Industriegebiets (s. dazu den speziellen Beitrag!). Und selbst Privatgärten werden immer uniformer: immergrüne Exoten und versiegelte Flächen ersetzen Gärten mit Stauden, Wiese und Teich - da wird Schmalhans Küchenmeister bei den Fledermäusen, von denen viele heute in ihrem Bestand bedroht sind.

Dies ist für den NABU Rastede Grund genug, zum Handeln aufzurufen, bevor die Fledermäuse im Frühjahr aus dem Winterschlaf erwachen und wieder auf Nahrungssuche gehen. Es ist so leicht, durch Ansaat und Anpflanzung von "Fledermauspflanzen" für ein reichhaltiges „Insektenbüffet" zu sorgen; eines, das zudem sehr attraktiv und meist wohlduftend sei: vom Duftgeißblatt bis zur Melisse, von der Nachtkerze bis zur Nachtviole, vom Ziertabak bis zur Abendlevkoje könnten nachtinsekten- und damit auch fledermausfreundliche Pflanzen den Garten bereichern und beleben.

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