Jahresbericht 2010

Hankhauser Moor
Hankhauser Moor

Rasteder Geestrandmoore bleiben gefährdet!

-s. auch unsere spezielle Internetseite-

NABU, BUND und Naturschutzgemeinschaft Ammerland sind tief beunruhigt über die erneute Ausweisung zahlreicher großer Torfabbauflächen im Landkreis Ammerland in der Neuauflage des Landesraumordnungsprogramms (LROP). Mit 726 ha im Hankhauser Moor (nördlich der B 211) und mit 587 ha im Loyer Moor (südlich der B 211) sind weiterhin große zusammenhängende Grünlandflächen als Vorranggebiete für den Torfabbau vorgesehen. Der Landkreis Ammerland hatte erfolglos vorgeschlagen, die Ausweisung für das Loyer Moor zu streichen. Die Verbände bedauern, dass die niedersächsische Landesregierung diesem Vorschlag nicht gefolgt ist. Lediglich für das Hankhauser Moor konnte eine Reduzierung der Abbaufläche um 154 ha erreicht werden.

Die drei Ammerländer Naturschutzverbände fordern in einer Pressemitteilung im November den Erhalt dieser großen zusammenhängenden Moorlandschaften aus ökologischen und klimarelevanten Gründen. Zum einen sind die Flächen wegen der hohen Grundwasserstände von bis zu 80 cm nicht für einen Torfabbau geeignet. Eine fachgerechte Hochmoorregeneration wäre unter diesen Bedingungen nicht möglich. Außerdem würde durch die entstehende Seenlandschaft das Landschaftsbild vollkommen verändert. Zum anderen haben die fast ausschließlich extensiv bewirtschafteten Dauergrünlandflächen gegenwärtig eine hohe Bedeutung für vom Aussterben bedrohte Wiesenvögel, wie z. B. Neuntöter, Feldlerche, Wiesenpieper, Kiebitz, Wachtelkönig, Braun- und Schwarzkehlchen. Durch einen Torfabbau ginge dieser wertvolle Lebensraum verloren.

95 Prozent der ehemaligen Hochmoorflächen des einstigen Moorlandes Niedersachsen sind bereits zerstört. Vor diesem Hintergrund und aufgrund früherer Moorschutzprogramme schien Einigkeit darüber zu bestehen, dass die letzten Reste zum Erhalt der einmaligen Fauna und Flora der Moore unter Schutz gestellt werden müssen. Die Verbände bezeichnen die Ausweisung von Hoch- und Niedermoorflächen als Torf-Vorranggebiete als Rückfall in die 70’er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Nicht nur aus Gründen des Natur- und Artenschutzes, sondern auch aus der Ver-antwortung gegenüber dem Schutz des Klimas sei es unvertretbar, die eigentlich als CO2-Senken fungierenden Moore abzutorfen und damit riesige Mengen von CO2 in die Atmosphäre abzugeben. Eine 15 Zentimeter hohe Torfschicht speichert auf der gleichen Fläche in etwa ebensoviel CO2 wie ein 100-jähriger Wald. Das Land Niedersachsen wird mit der Bestätigung der Torfvorranggebiete seiner hohen Verantwortung im Moor- und Klimaschutz nicht gerecht.

Die Ammerländer Naturschutzverbände baten die Bevölkerung und die betroffenen Kommunen, sich gegen die Pläne zur Wehr zu setzen und mit den örtlichen Landtagsabgeordneten zu sprechen. Der NABU hat die acht Landtagsabgeordneten der Region Ammerland, Oldenburg und Wesermarsch in einem Schreiben aufgefordert, sich gegen die Pläne des Landwirtschaftsministeriums auszusprechen. Die Abgeordneten Sigrid Rakow, SPD, und Björn Thümler, CDU, haben in ihren Antworten angekündigt, sich für die anstehenden Beratungen mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Für die Stellungnahme des NABU-Landesverbandes hat der NABU Rastede einen entsprechenden Beitrag verfaßt.


Massentierhaltungsanlagen im Ammerland

Die drei Ammerländer Naturschutzverbände NABU, BUND und Naturschutzgemeinschaft Ammerland weisen in einer gemeinsamen Presseerklärung darauf hin, dass in den Hochburgen der niedersächsischen Massentierproduktion, den Landkreisen Cloppenburg, Vechta und Emsland, die zulässige Immissionsgrundbelastung nahezu ausgereizt ist. Investoren von Massentierhaltungsanlagen weichen deshalb zunehmend in bisher unbelastete Gebiete aus. Mit Sorge beobachten die Naturschutzverbände auch die im Ammerland vermehrt gestellten Anträge für Massentierställe. Aktuell befindet sich eine Masthähnchenanlage im Genehmigungsverfahren mit rund 1,26 Millionen Stück Schlachtvieh pro Jahr.

Was wir unseren Mitgeschöpfen zumuten: ein kurzes Leben in qualvoller Enge, Foto: NABU
Was wir unseren Mitgeschöpfen zumuten: ein kurzes Leben in qualvoller Enge, Foto: NABU

Die Verbände warnen vor einer Zunahme industrieller Mastanlagen im Ammerland, die überwiegend von nicht ortsansässigen Investoren finanziert werden. Sie lehnen solche Agrarfabriken aus Gründen des Tier-, Klima- und Umweltschutzes grundsätzlich ab und sehen auch spezielle Gefahren für das Ammerland. Die überdimensionierten Ställe vernichten Arbeitsplätze bei kleineren und mittleren heimischen landwirtschaftlichen Betrieben und verdrängen die bäuerliche Landwirtschaft, wie sie im Ammerland noch verbreitet vorhanden ist. Die Erholungsgebiete im Ammerland werden durch Großmastställe negativ beeinflusst. Die „Parklandschaft“ und das touristische Potenzial werden durch die überdimensionierten Stallbauten stark in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem werden Beeinträchtigungen von Natur, Landschaft und biologischer Vielfalt sowie den Verlust an Lebensqualität, nicht nur für die unmittelbar Betroffenen befürchtet.

Die Ammerländer Naturschutzverbände haben im November einen Antrag an den Landkreis gestellt, in dem sie verbindliche Ziele für die Errichtung von Massentierhaltungsanlagen fordern. Z. Zt. sind insbesondere der Brandschutz und die mögliche Gesundheitsbelastung durch Emissionen aus Tiermastställen in der aktuellen Diskussion – auch in niedersächsischen Ministerien. Die Verbände sehen darin eine Chance, die Ansiedlung von Massentierhaltungsanlagen im Ammerland mit Rückendeckung aus den niedersächsischen Sozial- und Landwirtschaftsministerien von Anfang an zu lenken. Im Antrag wird vorgeschlagen, Vertreter der zuständigen Behörden, Landwirtschaft und Naturschutzverbände kurzfristig an einen Tisch zu holen, um Lösungen zu entwickeln, die der hiesigen Landwirtschaft dauerhaft nutzen und den Tierschutz angemessen berücksichtigen. Ziel sollte eine einvernehmliche Lösung zur Beschränkung von Massentierhaltungsanlagen im Ammerland und eine Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft sein.


Bäume gegen CCS

Trotz strömenden Regens wurde am 31. Oktober im Rahmen der bundesweiten Initiative „Bäume statt CO2-Endlager“ eine konzertierte Baumpflanzaktion von BUND, NABU, Naturschutzgemeinschaft Ammerland, Lokale Agenda 21 Wiefelstede, Schutzgemeinschaft Ländlicher Raum Nordwest e.V., Ammerländer, Bad Zwischenahner und Rasteder GRÜNEN sowie der FDP-Ratsfraktion Westerstede am Wanderweg hinter der Brakenhoffschule in Westerstede durchgeführt.

Teilnehmer der Baumpflanzaktion, Foto P. Meiwald
Teilnehmer der Baumpflanzaktion, Foto P. Meiwald

Im Beisein von Bürgermeister Klaus Groß und Bauhofsleiterin Enne Meyer sollte deutlich gemacht werden, dass die Ammerländer die derzeitigen Initiativen zur Abspaltung von CO2 aus neu errichteten Kohlekraftwerken und Endlagerung in unterirdischen Kavernen ablehnen. Die Pflanzung von 21 Vogelkirschen als kleiner Beitrag zum Klimaschutz, verbunden mit der Forderung an die Politik, von der CCS-Technologie (CCS = engl. Carbon Dioxide Capture and Storage) abzulassen und auf neue klimafeindliche Kohlekraftwerke zu verzichten, wurde vom NABU Rastede sowohl mit Schaufel und Spaten als auch mit vier Bäumen unterstützt.


Neuaufbau einer NABU-Kindergruppe

Nachdem jahrelang eine Kinder-, später Jugendgruppe der NAJU bestanden hat, ist durch den ausbildungsbedingten Wegzug der Gruppenleiter ein Vakuum entstanden. Der NABU Rastede ist nun bei der Suche nach Personen, die Freude an der Arbeit mit Kindern und Kenntnisse von der Natur haben und diese an Kinder (8 - 11 Jahre) weitergeben möchten, fündig geworden. Nach mehreren Anläufen will eine qualifizierte Kindergruppenleiterin in 2011 mit dem Aufbau einer Gruppe beginnen.


Diese vitale Eiche stand im Wege
Diese vitale Eiche stand im Wege

Cäcilieneiche trotz hoher Standsicherheit gefällt!

-s. auch Jahresbericht 2009 und unsere spezielle Internetseite-

„Mein Freund der Baum ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot“ hört man Alexandra singen, wenn man die Reste der einst so vitalen Eiche am Cäcilienring betrachtet. Am frühen Morgen des 8. März 2010 wurde ihr Schicksal besiegelt. Die Ratsmehrheit von CDU, FDP und UWG hat sich für die Abholzung gegen den Widerstand von SPD und Grünen entschieden. Nach erneutem Votum des Erstgutachters Braukmann konnte wohl kein anderes Ergebnis erwartet werden. Auch wenn am Stumpf der Eiche eine deutliche Schadstelle sichtbar wird, so hätte die Eiche nach dem Edewechter Baumgutachter Schöpe noch eine hohe Lebenserwartung gehabt (s. auch die vom Büro Schöpe angefertigte Grafik des Eichenstumpfes). In der Zusammenfassung seines Gutachtens kommt das Baumbüro zu folgender Analyse: „Da es sich bei der untersuchten Eiche um einen relativ kleinen und kompakt gewachsenen Baum mit sehr niedrigem Kronenansatz handelt, bestehen aus objektiver Sachverständigensicht trotz der Schädigung innerhalb des Stammfußes keine Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit – selbst wenn sich die Fäule weiter im Wurzelbereich ausdehnt. Da eine Restwandstärke von über 20 cm vorhanden ist, kann auch von einer ausreichenden Bruchsicherheit ausgegangen werden. Die Eiche ist also sicher, trotz ihrer Schwachstellen.“ In seiner Stellungnahme zum BPlan 79 C (Südlich des Schloßparks) vom 26.01.2010 fordert der NABU Rastede die Planer und die Gemeindevertreter unter diesen Gesichtspunkten auf, dem Wunsch vieler Rasteder Bürger und der Anwohner nachzukommen und die „Cäcilieneiche“ im BPlan 79 C als erhaltenswert einzustufen und auf eine Fällung zu verzichten. Ob die von den Mehrheitsfraktionen angeführten Sicherheitsbedenken wirklich den Ausschlag gaben oder andere, planungsbehindernde oder pekuniäre Gründe, wollen wir dahingestellt sein lassen.

Was bleibt in Erinnerung? Eine enttäuschte Initiative von Anwohnern, die sich einen grünen Siedlungsmittelpunkt erhofft hatten, ein widerspenstiger Naturschutzverband, der wie einst Don Quichote gegen Verwaltungsmühlen ankämpft, ein Bürgermeister, der demokratisch vorgetragenes Bürgerengagement nur notgedrungen zur Kenntnis nimmt, weil es das Amt gebietet (s. zuletzt Industriegebiet Loy-Ipwege) sowie eine Ratsmehrheit, bei der sich gelegentlich der Eindruck aufdrängt, dass sie verlernt hat, Verwaltungshandeln kritisch zu hinterfragen.


Das noch intakte Stellmoor im Januar 2010
Das noch intakte Stellmoor im Januar 2010

Gewerbegebiet Leuchtenburg III 

Im März entscheidet sich der Gemeinderat mit den Stimmen der Mehrheitsfraktionen von CDU, FDP und UWG sowie der SPD bei Stimmenthaltung der Grünen für die schrittweise Erschließung des neuen Gewerbegebiets in Leuchtenburg und damit für einen erneuten gravierenden Eingriff in Natur und Landschaft des Ammerlandes. Der Flächenfraß setzt sich damit nun sogar ins Stellmoor fort! Nicht nur zwei Kiebitzpärchen müssen ihren angestammten Brutplatz räumen, auch Fasan, Turmfalke, Fitis, Goldammer, Dorngrasmücke, Rauchschwalbe, Gartenrotschwanz, Haussperling, Feldsperling und Star müssen sich ein neues Zuhause oder einen neuen Lebensraum suchen. Das wird in unserer ausgeräumten Landschaft immer schwieriger. Allein drei Arten (Kiebitz, Rauchschwalbe und Gartenrotschwanz) stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Niedersachsens und vier Arten in der Vorwarnliste zur Roten Liste (Haus- und Feldsperling, Star und Turmfalke)! Ganz zu schweigen von den besonders geschützten Fledermausarten Breitflügel- und Zwergfledermaus sowie Großer Abendsegler, die hier ihren Lebensraum haben. Ausgerechnet in die noch intakte Landschaft des Stellmoors plant die Gemeinde Rastede ein weiteres Gewerbegebiet ungeachtet dessen, dass sich das Interesse für den 20 ha großen „Industriepark am Nordkreuz“ noch immer, milde gesagt, in engen Grenzen hält. Hier wie dort wird bzw. wurde dieses Vorgehen mit einem „anhaltend hohen Bedarf“ an Industrieflächen bzw. mit einer „aktuell anstehenden Nachfragesituation“ nach Gewerbeflächen begründet.

Auch diese alte Ammerländer Hofstelle muß weichen! Fotos: H. Lobensteiner
Auch diese alte Ammerländer Hofstelle muß weichen! Fotos: H. Lobensteiner

Diese Phrase hat sich zumindest beim „Industriepark“ als Irreführung des Gemeinderates und der Öffentlichkeit erwiesen (s. Bericht unten).
Was steckt nun aber hinter dieser konzeptlosen und jegliche Logik vermissen lassende Ansiedlungspolitik? Welche Interessen sollen hier bedient werden? Soll bewiesen werden, dass selbst skrupelloses Vorgehen gegen die eigenen Bürger (Bürger in Loy und Ipwege waren entsetzt über die „Industriepark“-Pläne (s. unseren Beitrag an anderer Stelle)) und Raubbau an der Natur (höchst fragwürdige Rodung von 10 ha Mischwald für den „Industriepark“ und in Leuchtenburg Eingriff in ein Niedermoor!) zur Durchsetzung dieser Expansionsziele von einer „arglosen“ Bevölkerung und einem in großen Teilen abnickenden Gemeinderat stets toleriert bzw. hingenommen wird?
Der NABU Rastede jedenfalls hat in seiner Stellungnahme zum Bebauungsplan 59, „Leuchtenburg III“, die Unrechtmäßigkeit und die Schwachstellen dieser Planung herausgestellt. 

"Küstenautobahn" (A 20 früher A 22)

-s. auch Jahresberichte 2004 bis 2009 und unsere spezielle Internetseite-

Der sogenannte Scopingtermin am 08.09.2010 (hier wird der Rahmen für die Umweltuntersuchungen zwischen Planungsträger und den Trägern öffentlicher Belange -auch der Umweltverbände- diskutiert) und die anschließende Projektkonferenz (hier werden von der Planungsbehörde und den beteiligten -büros die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse zu den diversen Schutzgütern vorgetragen) für den 1. Abschnitt zwischen dem Garnholter Wald und der Kreuzung A20/A29 bei Bekhausen ergaben für die anwesenden Vertreter von BUND Ammerland und NABU Rastede wichtige Erkenntnisse über die hohe Wertigkeit der einzelnen Landschaftsräume. Die höchste Arten- und Individuenrate erreichten dabei die Heller Büsche im Dreieck A20/A28 bei Groß Garnholt. So wurden dort allein acht Arten von einigen hier sehr seltenen Fledermäusen (Zwerg-, Fransen-, Bart-, Wasser-, Rauhautfledermaus, Großes Mausohr, Großer Abendsegler, Braunes Langohr) festgestellt. Ursächlich dafür dürfte in erster Linie die mit 199 (!) Arten reiche Auswahl an Nachtfaltern sein. Auch Holzkäfer sind mit 18 Rote-Listen-Arten stark im Trassenraum vertreten. Weiter sind seltene Libellen (Scharlach- oder Späte Adonislibelle im Holler Moor) und Tagfalter (Grünwidderchen im Dringenburger Moor) von Bedeutung. Hervorzuheben sind daneben die Vorkommen von Ringel- und möglicherweise Schlingnatter, Waldeidechse (Reptilien), Berg- und Teichmolch, Erdkröte, Gras-, Wasser- und Moorfrosch (Amphibien) sowie von Sumpfschrecke im Dringenburger Moor und im Garnholter Wald. Die Kartierung der Brut- und Rastvögel wurde noch nicht bekanntgegeben, diese wird weiter fortgesetzt. Der Untersuchungsraum wird auf 400 m beidseits der Trasse, an den Anschlusspunkten und am Rastplatz Dringenburger Moor auf 500 m, in Einzelfällen auch darüber hinaus, für Brut- und Rastvögel auf 1.000 m beidseits der Trasse ausgeweitet. Weiter ging es mit der entsprechenden Konferenz zum 2. Abschnitt (östliches Ammerland und Wesermarsch) am 22.9.2010 in Brake. Dieser Streckenabschnitt hat neben den Umweltbelangen viel Brisanz wegen der in der Bevölkerung und den betroffenen Gemeinden höchst umstrittenen Trassenführung „West 3“ nördlich Delfshausen und Gut Hahn. Die Hindernisse für diese Autobahn werden täglich größer. Wann begreift man von offizieller Seite endlich, dass diese Autobahn gegen den Willen der Bevölkerung geplant wird? „Stuttgart 21“ läßt grüßen!


So sah es einmal aus am Roten Steinwegsee...  Foto: H. Lobensteiner
So sah es einmal aus am Roten Steinwegsee... Foto: H. Lobensteiner

Roter Steinwegsee - kommerzielle Interessen gegen Bürgerwillen

-s. auch Jahresberichte 2008 und 2009 sowie unsere spezielle Internetseite-

Nach vielen Anläufen seitens der juristischen Vertretung der klageberechtigten Parteien (Anlieger und NABU), mit dem Investor und der Gemeinde Edewecht zu einem Abschluss zu kommen, war im Juli 2010 folgender Einigungsstand erzielt worden:
a) der Investor stellt der Gemeinde Edewecht ein Grundstück an der Nordwestecke des Sees für die Allgemeinheit zur Verfügung. Die Gemeinde übernimmt dort Pflege und Verkehrssicherungspflicht. Das Grundstück wird zu den Nachbarn mit einer dichten Buschreihe eingegrünt, mit Sitzgelegenheiten und Blick auf den See ausgestattet und läßt im Inneren einen Eindruck von der ehemaligen Heidelandschaft erkennen,
b) der Süd- und Ostteil des Sees bleibt unangetastet,
c) auf jeglichen Torfabbau östlich des Sees wird verzichtet,
d) der vorhandene Sandweg östlich des Sees ausgehend von der B 401 wird bis zum Wildenloh verlängert und nur für Fußgänger und Radfahrer bis auf 2 m als Sandweg ausgeführt,
e) eine Fläche in der Nähe zum Wildenloh wird mit heimischen Laubbäumen aufgeforstet und
f) die klageberechtigten Parteien verzichten auf eine gerichtliche Klärung der Vorgänge um den Roten Steinwegsee mittels Normenkontrollklage.
Diese Einigung fand dann vor der Eigentümergemeinschaft der Seeanlieger keine Zustimmung. Offenbar befürchtet man Beeinträchtigungen der teuer erworbenen „Traumgrundstücke“ durch die Besucher des „Plage public“.
Nach neuerlichen Verhandlungen wurde den klageberechtigten Parteien vom Investor ein überraschendes Angebot unterbreitet, das dem NABU und den Mitgliedern der BI einiges Kopfzerbrechen bereitete. Da dieses Angebot, das im Rahmen einer von der BI organisierten Bürgerversammlung in Friedrichsfehn im Beisein des Investors vorgestellt werden sollte, jedoch von Seiten des Investors aus unbekannten Gründen im letzten Moment wie eine Seifenblase platzte, stand die Normenkontrollklage weiterhin im Raume. An diesem Zustand änderte sich auch bis zum Jahresende nichts.


Dieser Wald an der B 211 steht nicht mehr...
Dieser Wald an der B 211 steht nicht mehr...

Industriegebiet Loy/Ipwege

-s. auch Jahresberichte 2008 und 2009 sowie unsere spezielle Internetseite-

Mit immer neuen, häufig abstrusen Argumenten und Behauptungen versuchte eine von der Gemeinde beauftragte Leverkusener (!) Anwaltskanzlei über das gesamte Jahr hinweg ganz offensichtlich, die von Anwohnern und dem NABU betriebene Klage auf Bekanntgabe und Herausgabe der für die Ratsentscheidung zum Flächennutzungs- und Bebauungsplan für das „Industriegebiet am Nordkreuz“ entscheidungsrelevanten Unterlagen zu verschleppen und als gegenstandslos darzustellen. Insbesondere wurde von den klageberechtigten Parteien angezweifelt, ob die von der Gemeinde behauptete „anhaltend hohe Nachfrage“ nach Industrieflächen zum Zeitpunkt der Ratsentscheidung belegt werden kann. Diese Zweifel haben sich dann in der Vernehmung des Ersten Gemeinderats der Gemeinde Rastede vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg bestätigt. Lediglich eine unverbindliche E-Mail-Anfrage der Brötje Handel KG hat somit über die (manipulierte) Ratsentscheidung zum Ende eines 10 ha-Waldes geführt!

Jetzt warten BI und NABU gespannt darauf, ob neu aufkommender Wald oder tatsächlich ansiedlungswillige Unternehmen die Oberhand über den „Industriepark“ gewinnen. Eine von der gemeindlichen Anwaltskanzlei mit einschüchternden Kosten angedrohte Einstweilige Anordnung wegen der Darstellung dieses Sachverhalts auf der Homepage des NABU Rastede wurde später fallengelassen. Die bisher unter Verschluss gehaltenen Unterlagen der Gemeinde werden nach ihrer Aushändigung nun einer intensiven anwaltlichen Prüfung unterzogen.


Torfmöörte-Exkursion mit Landschaftswart Kay Fuhrmann
Torfmöörte-Exkursion mit Landschaftswart Kay Fuhrmann

Exkursionen und Veranstaltungen

- Bei herrlichem Frühlingswetter wurde am 18. April ein ornithologischer Ausflug an das Aper Tief unternommen. Die ausgedeichten, tideabhängigen Wattflächen des Aper Tiefs bei Apen/Hengstforde sind ein Dorado für die Vogelwelt geworden. Die Teilnehmer haben auf dem Fußmarsch um das Tief mit seinen zwei Beobachtungstürmen viele interessante Beobachtungen machen können und eine Wiederholung angeregt.

- Das am 7. Mai angesetzte Fledermaus-Kinderfest am Ellernteich mußte wegen des Regenwetters ausfallen und wurde auf den 28. 8. verschoben.

- Bei strahlendem Sonnenschein und Mittagstemperaturen bis 30° fand am Sonntag, den 6. Juni, eine Radtour vom Rasteder Hirschtor durch Schlosspark, Eichenbruch, Loy, Ipwege und Loyer Moor, vorbei am Naturschutzgebiet Barkenkuhlen bis zum gemeinsamen Treffpunkt mit den übrigen Teilnehmern am „Dreiländereck“, das hier die Kreisgrenze zwischen Wesermarsch, Ammerland und Stadt Oldenburg bildet, statt. Nach einer kurzen Begrüßung führte der Landschaftswart für die Gellener Torfmöörte, Kay Fuhrmann, die Teilnehmer durch das Naturschutzgebiet.
Obwohl die Gellener Torfmöörte durch die starke Entwässerung zugunsten der umliegenden Landwirtschaft ihren Hochmoorcharakter längst eingebüßt und nur noch an wenigen Stellen erkennen läßt, waren die Besucher von den vielen singenden Vogelarten wie Kuckuck, Gartenrotschwanz, Fitis, Zilpzalp, Goldammer, Gartengrasmücke, Misteldrossel, Singdrossel, Dorngrasmücke, Mönchsgrasmücke, Baumpieper, Buchfink, Zaunkönig, Bachstelze, Rotkehlchen, Schwarzkehlchen u.a. sehr beeindruckt.

...Moorsee in der Torfmöörte, Fotos: H. Lobensteiner
...Moorsee in der Torfmöörte, Fotos: H. Lobensteiner

Auch die über den Moorseen fliegenden Libellenarten konnten beobachtet und fotografiert werden. Botanische Besonderheiten wie der Gagelstrauch und das deutschlandweit größte Vorkommen der Sumpfcalla (Calla palustris) fanden neben den erklärenden Worten über die Entstehung und Entwicklung der Gellener Torfmöörte und die bisher vergeblichen Anläufe des NABU Rastede, hier im Randbereich durch Ankauf von landwirtschaftlichen Flächen eine zumindest teilweise Wiedervernässung zu erreichen, besondere Beachtung.



- Der Spaziergang im Loyer Moor unter dem Titel Besuch bei Ringelnatter, Kreuzotter & Co. am 20. Juni wurde wie jedes Jahr stark frequentiert.

- Das Fledermaus-Kinderfest am 28. August war mit 28 teilnehmenden Kindern nach dem wetterbedingten Ausfall im Mai hervorragend besucht.


Erdkrötenpaar, Foto O. Reinhard
Erdkrötenpaar, Foto O. Reinhard

Artenschutzaktivitäten


-Krötenwanderung-

Die Frühjahrswanderung der heimischen Kröten, Frösche und Molche in ihre Laichgewässer an der Park- und Strasse Am Eichenbruch ist dank der Hilfe tierliebender Anwohner wieder ohne größere Verluste zu Ende gegangen. Über die Parkstraße wurden insgesamt knapp 2.000 Tiere mit Eimern von der Familie Heinemann getragen. Die durch die nächtliche Sperrung der Straße "Am Eichenbruch" vor dem Überfahren bewahrten Tiere können dort nun nicht mehr gezählt werden. Für die Amphibien bedeutet das aber ein streßfreies Überqueren der Straße, zumal das Fangen in Eimern immer nur eine das Überleben sichernde Notlösung sein kann. Das Schließen und Öffnen der Sperrböcke wurde abwechselnd von H. Glave und H. Lobensteiner übernommen.




-Vogelschutz-

„Kiebitzboom“ auf dem Hankhauser Esch!

Auf dem Hankhauser Esch haben vier Kiebitzpaare seit dem zeitigen Frühjahr nur darauf gewartet, dass gepflügt, geeggt und Mais gedrillt wurde. Schon vor dem „Auflaufen“ der Maispflanzen im Mai haben die Kiebitzmännchen in ihrer typischen, artbedingten „Zeigerhaltung“ mehrere Nestmulden angelegt, indem es seinen Oberkörper auf den Boden drückt und mit kreisenden Bewegungen eine Mulde in den Boden dreht.

Je 4 Eier befanden sich in den Nestern, Foto: H. Lobensteiner
Je 4 Eier befanden sich in den Nestern, Foto: H. Lobensteiner

Nachdem die Weibchen sich für eine dieser Mulden entschieden haben, haben sie das Nest mit wenigen Halmen und Pflanzenteilen ausgepolstert und vier Eier hineingelegt. Diese liegen meist in der für Limikolen charakteristischen Kreuzform im Nest – mit den Spitzen schräg nach unten zur Nestmitte gekehrt. Bis die Küken schlüpfen, dauert es drei bis vier Wochen, in denen beide Altvögel das Nest bebrüten.
Seit längerem wird von den Ornithologen beobachtet, dass Kiebitze zunehmend Maisfelder als Brutbiotop aufsuchen. Hier warten sie gezielt bis nach der Maiseinsaat darauf, ihr unauffälliges Nest in einer Bodenmulde anzulegen und nach der Eiablage (in ca. 5 Tagen) mit der Brut zu beginnen. Man vermutet, dass die Abkehr vom ursprünglichen Wiesenbiotop mit dem Umbruch von Wiesen zu Maisäckern (Stichwort: Mais für Biogasanlagen) bzw. den immer früheren Mahdterminen auf den "Grasäckern" zusammenhängt, die in die Aufzuchtzeit der Jungkiebitze fallen.
Damit das unscheinbare Nest nicht unbeabsichtigt durch landwirtschaftliche Maschinen zerstört wird, hat der NABU Rastede in Absprache mit dem Landwirt Heinz-Gerd Claussen aus Wemkendorf und unter Beteiligung der Unteren Naturschutzbehörde die Nester mit frischen Weidenzweigen gekennzeichnet.
Bis zum 30. Juni sind die anstehenden Spritzungen der Maisfelder ausgesetzt worden: ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz!

junger Kiebitz, Foto F. Bosch
junger Kiebitz, Foto F. Bosch

Im Juni ist dann bei Kiebitzens der Nachwuchs geschlüpft und wird von den Altvögeln auf dem Esch geführt. Kiebitze sind Nestflüchter und die eben geschlüpften Küken können kurz darauf bereits ihren Eltern folgen. Alle Eindringlinge menschlicher wie tierischer Art werden nun aufmerksam beobachtet, umflogen und im Falle von Prädatoren auch gemeinsam vertrieben. Dabei werden die Jungvögel durch Warnrufe veranlaßt, sich weitgehend unsichtbar zu machen. Selbst mit dem Fernglas ist es dann fast unmöglich, einen Jungvogel auszumachen.
Anfang Juli sind die Kiebitze vom Hankhauser Esch abgezogen. Bis zuletzt konnten Altvögel beobachtet werden, die ihren Nachwuchs bewacht und gegen Greifvögel und Rabenkrähen verteidigt haben. Wie viele der ursprünglich bis zu 16 Jungvögel den kalten und damit auch nahrungsarmen Juni überstanden haben, konnte nicht festgestellt werden. Die Altvögel und damit auch ihre Jungen haben sich sehr zeitig in den schwer einsehbaren Ostteil des Eschs mit ungemähten Wiesen und Maisäckern zurückgezogen und sich damit einer Kontrolle entzogen. Hoffen wir auf eine Wiederkehr im Frühjahr 2011.

 

Kormoran, Foto F. Derer
Kormoran, Foto F. Derer

Kormoranabschuss im NSG Stamers Hop

-s. auch Jahresberichte 2008 und 2009 sowie unsere spezielle Internetseite-

Der Landkreis Ammerland hatte dem Fischereibetreib Rabben 2009 den Abschuss von Kormoranen auf dem Gelände der Kormorankolonie im Naturschutzgebiet Stamers Hop am Zwischenahner Meer für vier Jahre genehmigt. Die nach 2008 erneute Abschussgenehmigung sollte in Absprache mit der Staatlichen Vogelschutzwarte beim NLWKN nach einer Frühjahrsbestandserhebung jeweils in der Zeit vom 16.08. bis 31.10. eines Jahres erfolgen. Die Überlegungen gründeten sich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung vor dem Verwaltungsgericht Hannover in einem ähnlich gelagerten Fall am Dümmer. Nach mehreren Stellungnahmen durch den NABU erteilte der Landkreis Ammerland eine Abschussgenehmigung für 2009 über 15 Kormorane. Dagegen legte der NABU Klage vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg ein. Da der Landkreis auf die Anordnung der sofortigen Vollziehung seiner Genehmigung verzichtete, hatte die Klage aufschiebende Wirkung - mit anderen Worten konnte die Abschussgenehmigung für 15 Kormorane in 2009 nicht vollzogen werden. Nachdem sich im Juli 2010 die Hauptsache im Klageverfahren, nämlich die Abschussgenehmigung für das Jahr 2009, durch Ablauf des Genehmigungszeitraums erledigt hat, stellte sich die Frage nach der Reaktion des Landkreises auf mögliche gleichgelagerte Anträge der Fischerei Rabben für die Folgejahre. Dazu erklärte der Landkreis in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem Verwaltungsgericht Oldenburg, dass „infolge der sich verfestigenden Rechtsprechung bei unveränderter Sachlage keine Folgegenehmigungen ausgesprochen werden." Das Klageverfahren ist damit zwar im juristischen Sinne noch nicht beendet, gleichwohl wird es aus Sicht des Naturschutzes (zunächst) als abgeschlossen betrachtet.

G. Dmitriev beim Anbringen eines Waldkauzkastens, Foto: H. Lobensteiner
G. Dmitriev beim Anbringen eines Waldkauzkastens, Foto: H. Lobensteiner

Nistkastenaktion im Schlosspark

Mit Mitteln des Freundeskreises Schlosspark und unter tatkräftiger Mithilfe von G. Dmitriev wurden am 13. März acht Waldkauz-Nistkästen im Schlosspark an exponierten Stellen und in einem angrenzenden Privatwald aufgehängt. Bei einer Zählung des Waldkauzbestandes im Schlosspark wurden 2008 im Rahmen des "ADEBAR"-Programms sechs Brutpaare festgestellt. Interessant bleibt, ob tatsächlich der Waldkauz oder andere "Interessenten" (z. B. die Hohltaube) in den Kästen ihr Brutquartier nehmen werden.

 

 

 

 

 

 

Brutvogelmonitoring

Im Rahmen des jährlichen Brutvogelmonitorings im Hankhauser und Ipweger Moor (hier insbesondere im Naturschutzgebiet “Barkenkuhlen”) durch die Mitglieder des NABU Rastede wurden auch 2010 wieder Daten für die deutschlandweit beachteten ornithologischen Jahresberichte der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Oldenburg (OAO) bzw. die Staatliche Vogelschutzwarte im NLWKN gesammelt. Auch an den jährlichen Winterzählungen beteiligen sich die Mitglieder des NABU Rastede regelmäßig.


Jahreshauptversammlung am 13. April 2010

Die Jahreshauptversammlung in der evangelischen Heimvolkshochschule Rastede wurde dem Vorstand nach Abgabe des Jahres- und Kassenberichts durch den Vorsitzenden Entlastung erteilt. Die Kassenprüfung ergab keine Beanstandungen. Neuwahlen standen nicht an. Es schloß sich eine Diskussion über anstehende und künftige Projekte an.


Verbandsbeteiligung

Wie in den Vorjahren erforderte die Verbandsbeteiligung für Maßnahmen im Landkreis Ammerland einen erheblichen Zeitaufwand. Als Beispiele mögen dabei die Aktivitäten zum Gewerbegebiet Leuchtenburg III, zur Ausweisung des LSG Große Norderbäke bei Hollwege, zu den „Dauerthemen“ Bebauung am Roten Steinwegsee in Friedrichsfehn sowie dem Industriepark in Rastede-Loy/Ipwege (s. beide im vorderen Teil des Berichts) gelten.


Sonstige Tätigkeiten

Neben den aufwändigen Informationsarbeiten (Pflege der nabueigenen Internetseiten, Kontakte zur örtlichen Presse und der Residenzort GmbH) durch den Vorsitzenden arbeiten dieser und der stv. Vorsitzende, Prof. Dr. Hinsch, ehrenamtlich (alle Tätigkeiten für den NABU sind ehrenamtlich) für die NABU-Stiftung Oldenburgisches Naturerbe als Beisitzer bzw. als Vorsitzender.


Dank an die Heimvolkshochschule Rastede

Dank für die freundliche Überlassung eines Tagungsraumes für die monatlichen Aktiventreffen gilt Leitung und Sekretariat der HVHS Rastede.