Hankhauser Moor in Gefahr
-Zur Vorgeschichte siehe bitte auch die Jahresberichte 2003, 2004 und 2005-
An der Situation des Hankhauser Moores hat sich im Wesentlichen nichts verändert. Nach wie vor beharrt der Landkreis als Untere Planungs- und damit auch Genehmigungsbehörde auf einem erweiterten
Integrierten Gebietsentwicklungskonzept (IGEK), dass die gesamte Torflagerstätte 61.1 (Hankhauser-, Barghorner- und Loyer Moor) abdeckt. Dieses von der Torfindustrie (als einzigem Nutzniesser
eines Torfabbaus) zu erstellende (Gesamt-) Gutachten liegt noch nicht vor. Der Landkreis befürchtet nach einem erfolgten Torfabbau eine weite Seenlandschaft westlich der Schanze. Diese Bedenken
konnten im vorliegenden (Teil-) IGEK nicht ausgeräumt bzw. entkräftet werden. Da im Fachausschuß des Landkreises auf die fehlende Einvernahme der Gemeinde Rastede hingewiesen wurde, hat der NABU
Rastede dies angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen zum Anlass genommen, die Rasteder Parteien zu dem Thema zu befragen. Damit den Parteien lange Formulierungen erspart blieben, wurden
sechs nur mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantwortende Fragen gestellt. Eine Frage lautete: „Sehen Sie die Bedeutung des Rasteder Ostens als Erholungsraum für Einheimische und Touristen im Falle eines
industriellen Torfabbaus gefährdet?“, eine andere : „Halten Sie die Befürchtungen der Anlieger im Bereich Wittenmoordamm, Kolonats-, Eggerkings-, Hankhauser Moorweg und Birkendamm über
Grundwasserabsenkungen und damit einhergehende Gebäudeschäden für nachvollziehbar?“ Die Ergebnisse dieser Rundfrage waren mehr als dünn. Mit Ausnahme der präzisen Beantwortung durch B90/Die
Grünen waren alle anderen Parteien offensichtlich mit der Problematik nicht vertraut, haben folglich auf eine verwertbare Stellungnahme verzichtet und allgemeine Erklärungen abgegeben. Die
vorgesehene Presseveröffentlichung wurde mangels Inhalt abgesagt.
Eine Sitzung des Rasteder Fachausschusses griff wenig später die Problematik auf. Nachdem der Torfindustrie während der Sitzung Gelegenheit gegeben wurde, ihre Vorstellungen darzulegen, wurde
beschlossen, auch Vertreter des Naturschutzes anzuhören. Die weitere Entwicklung muß nun abgewartet werden. Der NABU Rastede wird weiter „am Ball“ bleiben.
"Küstenautobahn" (A22)
-s. auch Jahresberichte 2004 und 2005 bzw. unsere spezielle Internetseite-
Der NABU Rastede hat erstmals in seiner Geschichte eine E-Mail-Aktion gestartet. Über unsere Internetseiten haben wir Gegnern der geplanten A22 Gelegenheit gegeben, eine textlich vorformulierte,
aber veränderbare E-Mail an die für Verkehrsangelegenheiten zuständigen Landes- und Bundesminister Hirche bzw. Tiefensee zu verschicken und damit ihrem Protest gegen diesen unsinnigen und
naturzerstörenden Straßenbau Ausdruck zu verleihen. Diese Aktion fand breite Resonanz in der Bevölkerung und bei den Bürgerinitiativen.
Eine Resolution des NABU Rastede gegen die A22 wurde auf der Mitgliederversammlung des NABU Oldenburger Land am 16.07.2006 in Hatten mit nur zwei Enthaltungen verabschiedet. Am 27.06.2006 fand in
Westerstede ein Vortrag von Prof. Gather von der FH Erfurt auf Initiative der BI „Ammerländer Bürger gegen die A22“ vor über 100 Besuchern statt. Prof. Gather untersucht im Fachbereich
Verkehrspolitik und Raumplanung speziell die regionalen Effekte von Fernstraßeninfrastrukturen hinsichtlich Investitonen und Beschäftigungsverhältnissen. Er kam in seinen umfangreichen
Ausführungen zu dem Ergebnis, dass neue Arbeitsplätze in der Region nur in der Bauphase der Autobahn zu erwarten sind. Später würden ansiedlungswillige Betriebe fast ausschließlich aus dem
eigenen Hinterland an die Autobahn gehen. Im Zuge der dann notwendigen Neukonzeption und Umstrukturierung gingen eher noch Arbeitsplätze verloren. Auch eine Kaufkraftabwanderung zu den dann
schneller erreichbaren Oberzentren konnte Prof. Gather statistisch belegen.
Der NABU Rastede wird die weitere Entwicklung im Auge behalten und im Planfeststellungsverfahren wieder Stellung beziehen.
Reinigungsaktion im Stratjebusch
Auf Initiative des Rasteders Gerd Heibült beteiligten sich Mitglieder des NABU Rastede an der Beseitigung von Müll, der im Stratjebusch von verantwortungslosen Zeitgenossen abgelegt bzw. entsorgt
wurde. Durch diese Aktion konnte insbesondere der große Teich im Süden wieder seiner eigentlichen Bestimmung als Amphibienbiotop zugeführt werden.
Handy-Sammelaktion „Alte Handys für eine neue Flusslandschaft“
Eine vom NABU-Bundesverband und Vodafone vereinbarte Aktion zur Sammlung von Althandys hat auch der NABU Rastede unterstützt. Die nach mehreren Presseveröffentlichungen in der Grundschule Hahn,
der KGS Rastede und der HVHS Rastede abgegebenen Althandys werden von Vodafone mit 5 Euro pro Stück vergütet und der Wiederverwertung zugeführt. Der Erlös der bundesweiten Sammlung kommt der
Renaturierung der Unteren Havel, dem größten Fluss-Renaturierungsprojekt Mitteleuropas, zugute. Die Untere Havel ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet Mitteleuropas mit weiten
Auenlandschaften. Hier haben noch Biber und Fischotter, Seeadler und Eisvogel eine Heimat. In den kommenden 13 Jahren wird der NABU als Projektträger gemeinsam mit den Ländern Brandenburg und
Sachsen-Anhalt weite Gebiete zwischen Pritzerbe und Gnevsdorf naturnah gestalten und aus einer Wasserstraße wieder einen lebendigen Fluss machen. Althandys können auch weiterhin in der
Oldenburger Geschäftsstelle des NABU (Schloßwall 15) abgegeben werden.
NABU-Präsident zu Besuch in Neusüdende bei INVENTO/“Flic-Flac“
Das beispielhafte Zusammenwirken von Naturschutz und Wirtschaft demonstriert seit vielen Jahren die Fa. INVENTO, besser bekannt unter dem Namen „Flic-Flac“, auf ihrem Firmengelände in
Rastede-Neusüdende. In den umgebenden Waldflächen wurden Fledermausquartiere, Nistkästen und Lebensräume für Schmetterlinge und Hornissen geschaffen. Sogar ein Schleiereulenpärchen zieht in der
Scheune ihre Jungen groß. Die Firmeninhaber Jürgen Weidewitsch und Hans Pinkenburg stellten anläßlich des Besuchs des NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke und des NABU-Landesvorsitzenden H.-J. Helm
und weiterer NABU-Vertreter die sich zum Einsatz für die Natur bekennende Firmen-Philosophie und eine neue Windspielserie mit Naturmotiven vor.
Exkursionen
- Die traditionelle Fahrt zu den arktischen Wildgänsen in die Jader Marsch wurde Ende Januar durch einen abendlichen Lichtbildervortrag zum Thema „Vögel im Winter – die große
Völkerwanderung“ eingeleitet. Die sonntägliche Exkursion war ornithologisch nicht so ergiebig wie in den Vorjahren, die Teilnehmer konnten am Wapeler Siel dennoch viele interessante
Winterbeobachtungen machen.
- Mit 14 Teilnehmern war die frühmorgendliche Wanderung Ende April durch den Rasteder Schloßpark gut besucht. Viele der einheimischen Brutvogelarten konnten optisch und durch
ihren Reviergesang bestimmt werden.
- Die abendliche Fledermaus-Exkursion in den Rasteder Schloßpark mit vorangehender Lichtbilder-Präsentation war hervorragend besucht und fand unter günstigen
Witterungsbedingungen statt. Es konnten einige Fledermausarten mit Hilfe des Bat-Detektors bestimmt werden.
- Das Fledermaus-Kinderfest am Ellernteich mußte wegen der schlechten Wetterlage ausfallen.
- Der Spaziergang durch das NABU-Paradies im Loyer Moor war bei strahlendem Sonnenschein und großer Teilnehmerzahl ein voller Erfolg.
- Die Exkursion in das NSG Barkenkuhlen war mit dem Bestimmen von Vogelarten und dem Einfangen und Bestimmen von Libellen eine für die Teilnehmer sehr interessante und
spektakuläre Veranstaltung.
- Die letzte Veranstaltung des Jahres „Naturerlebnis Wattenmeer“ mußte wegen der ungünstigen Tidebedingungen sonnabend mittag angesetzt werden. Die Folge war, dass nur die
NABU-Vertreter an den Jadebusen fuhren. Künftig wird diese Veranstaltung nur angeboten, wenn es die Tidezeiten sonntags zulassen.
Artenschutzaktivitäten
-Krötenwanderung
Auch in 2006 wurde die Amphibienwanderung an Park- und Eichenbruchstraße in Hankhausen mit Fangnetzen und Eimern durch NABU-Mitglieder und freiwillige Helfer begleitet. Obwohl sich die Wanderung
wegen der winterlichen Bedingungen überwiegend innerhalb von 14 Tagen bis Mitte April vollzog, konnten in dieser Zeit 2000 Erdkröten, 250 Grasfrösche und 200 Teichmolche über die Straßen getragen
werden. Dank dafür gilt den Familien Heinemann, Kuper und Frau Eberlen für ihre morgendlichen Einsätze sowie dem Bauhof für die Aufstellung der Fangzäune. Damit ist gegenüber dem
Vorjahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
-Schleiereulenschutz
Nachdem das Vorjahr mit vier jungen Schleiereulen in den beiden NABU-kontrollierten Nistkästen als schlechtes Schleiereulenjahr bezeichnet werden muß, sind in diesem Jahr wieder 10 Jungvögel
großgezogen worden. Das Auf und Ab bei der Aufzucht des Schleiereulennachwuchses ist aber ein natürliches Phänomen und abhängig von der jeweiligen Mäusepopulation. Schleiereulen ernähren sich
fast ausschließlich von Mäusen. Die Altvögel stellen sich auf diese Dynamik ein und gleichen ein Jungendefizit in einem der Folgejahre wieder aus.
-Steinkauzschutz
Nach dem Einsetzen zweier Steinkauz-Brutröhren in eine mit Wällen durchsetzte Weidelandschaft in Neusüdende waren wir gespannt auf das Ergebnis. Hier wollen wir versuchen, ein Vorkommen des
Steinkauzes im Raum Neusüdende zu stabilisieren und in kleinen Schritten auszudehnen. Beim erstmaligen Reinigen der Brutröhren nach der diesjährigen Brutsaison mußten wir leider feststellen, dass
bisher nur Stare von der neuen Behausung begeistert waren. Ein sofortiges Besetzen der Brutröhren durch Steinkäuze war allerdings auch nicht zu erwarten. Die weitere Entwicklung bleibt
abzuwarten.
-Fledermausschutz
Einer fledermausbegeisterten Familie als Eigentümer eines Einfamilienhauses in Gristede wurde im Frühjahr die vom NABU Rastede vorgeschlagene und vom NABU-Landesverband vergebene Auszeichnung
"Fledermausfreundliches Haus" mit Plakette und Urkunde überreicht. Dabei konnte die mit 23 Breitflügel-Fledermäusen besetzte Wochenstube noch einmal in Augenschein genommen werden. Wochenstuben
sind Ansammlungen von weiblichen Fledermäusen, die gemeinsam ihre Jungen an den Beinen hängend zur Welt bringen und großziehen, wobei die Männchen konsequent ferngehalten werden.
Naturschutzjugend (NAJU)
Das NAJU-Fledermauskinderfest am Ellernteich mußte leider wegen der schlechten Witterungsbedingungen im Mai ausfallen. Nach dem Studiumsantritt des Landesjugendsprechers Gerrit Kuhlmann zum
Oktober 2006 besteht die NAJU-Gruppe nur noch aus einem aktiven Jugendlichen. Die Zukunft wird zeigen, ob hier noch mit Verstärkungen zu rechnen ist.
Jahreshauptversammlung am 09. März 2006
Die Jahreshauptversammlung im Gemeindesaal der ev. Kirchengemeinde wurde eingeleitet durch einen Lichtbildervortrag mit dem Titel „Grünhaus: Naturparadies aus zweiter Hand im ehemaligen
Braunkohlerevier“. Referent war Stefan Röhrscheid von der Naturschutzstiftung des NABU. Vorgestellt wurde die hochinteressante Entwicklung der Natur in einem vom NABU erworbenen ehemaligen
Braunkohlentagebau in der Niederlausitz. Leider war der Besuch mit nicht einmal 20 Interessierten eher mäßig. In der Jahreshauptversammlung wurde dem Vorstand nach Abgabe des Jahres- und
Kassenberichts durch den 1. Vorsitzenden Entlastung erteilt. Die Kassenprüfung ergab keine Beanstandungen. Neuwahlen standen nicht an. Es schloß sich eine Diskussion über anstehende Projekte
an.
Verbandsbeteiligung
Wie in den Vorjahren erfordert die Verbandsbeteiligung für Bauvorhaben im Außenbereich im Landkreis Ammerland nach Bundes- und Landesnaturschutzgesetz einen erheblichen Zeitaufwand.
Dank an die Heimvolkshochschule Rastede
Dank für die freundliche Überlassung eines Tagungsraumes für die monatlichen Vorstandssitzungen und eines Veranstaltungsraumes für den Fledermausvortrag gilt Leitung und Sekretariat der HVHS
Rastede.
Informations- und Veranstaltungsheft
Durch den studiumsbedingten Wohnortwechsel von G. Kuhlmann muß die Pflege der Internetseiten b.a.w. durch den Vorsitzenden übernommen werden. Aus diesem Grund und weil die Mehrzahl der Mitglieder
inzwischen über einen Internetanschluß verfügt, wird auf die Erstellung der Informationsbroschüre des NABU Rastede künftig verzichtet.