Jahresbericht 2004

Flächenkauf im Hankhauser Moor
(Zur Vorgeschichte siehe bitte den Jahresbericht 2003)

Nachdem die Torfindustrie den vier Landeigentümern im Hankhauser Moor noch im Dez. 2003 (vor Ablauf des NABU-Angebots am 31.12.2003) ein zunächst mündliches, später schriftliches Angebot unterbreitet hatte, wurde dem Landkreis auch ein Torfabbauplan mit einer Abbautiefe von 1 m vorgelegt. Der nach dem Landesraumordnungsprogramm (LROP) für eine Genehmigung erforderliche Gebietsentwicklungsplan ist wegen des Umfangs und der ungeklärten Finanzierung der anfallenden Kosten für die verschiedenen Gutachten noch nicht in Angriff genommen. Ein erweitertes Angebot des NABU Rastede wurde von den Eigentümern nicht angenommen, ebenso wenig sind von diesen Verträge mit der Torfindustrie abgeschlossen worden.
Die Eigentümergemeinschaft hofft darauf, dass es zur Erteilung einer Abbaugenehmigung kommt und der Wert der Grundstücke dadurch deutlich steigen wird. Wegen des großen Potenzials an seltenen Brutvögeln in den zum Kauf anstehenden Flächen (u.a. die Rote-Listen-Arten Wiesenpieper, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Wachtel, Bekassine, Neuntöter, Wachtelkönig), hat der NABU Rastede zusammen mit den übrigen Ammerländer Naturschutzverbänden im Frühjahr 2004 die Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet beantragt. Die Bezirksregierung Weser-Ems teilt die Einschätzung des NABU Rastede bezüglich der Wertigkeit, konnte aber wegen des ausstehenden Gebietsentwicklungsplans keine Schritte zur Ausweisung einleiten.

Perspektive: der NABU Rastede bleibt mit allen Beteiligten (Landeigentümern, Naturschutzbehörden, Torfindustrie, betroffenen Bürgern und den an der Bewirtschaftung interessierten Landwirten) weiter im Gespräch, um das Gebiet in seinem jetzigen Zustand zu sichern. Es bleibt die weitere Entwicklung nach Auflösung der Bezirksregierung als bisheriger Genehmigungsbehörde für den Torfabbau abzuwarten.


Landschaftsschutz für den Hankhauser Esch und –Geestrand in Rastede
(Vorgeschichte und Chronologie der Ereignisse sind unter diesem Link, sowie in den Jahresberichten 2002 und 2003 nachzulesen.)

Das Umweltamt des Landkreises Ammerland hat im Frühjahr eine Bestandsaufnahme mit Kartierung des einzigartigen Naturraumes von Hankhauser Esch, der angrenzenden wertvollen Waldflächen und der Grünländereien bis an die Hankhauser Bäke durchgeführt. Das Ergebnis dieser Untersuchungen wurde dem Kreisausschuß für Landwirtschaft und Umweltschutz am 24.11.2004 vorgestellt. Der Fachausschuß entschied sich für eine Fortsetzung des Unterschutzstellungsverfahrens. Die bereits verkündete Erfolgsmeldung "Esch bald unter Naturschutz" (NWZ vom 22.12.2004) muß allerdings relativiert und differenziert betrachtet werden. Selbstverständlich ist die in großen Teilen erfolgte Umsetzung des Antrages der Ammerländer Naturschutzverbände ein bedeutender Schritt zur Sicherung des Hankhauser Geestrandes vor einer anderweitigen Nutzung. Dennoch ist die Aussparung des eigentlichen Eschlandes von der Mühlenstraße bis an den Hankhauser Busch und wesentlicher Teile des Hankhauser Buschs aus dem künftigen Landschaftsschutzgebiet kein Grund zur Freude für die Naturschutzverbände. Auch wenn die westlich des Weges im Hankhauser Busch gelegene Waldfläche für sich betrachtet keine hohe ökologische Qualität aufweist, so wird dabei völlig die Pufferwirkung dieses Waldstückes für Fauna und Flora der wertvolleren Waldbereiche verkannt bzw. ignoriert und rechtfertigt in keiner Weise eine Abholzung und mögliche Wohnbebauung an dieser Stelle, die wie ein Keil in den gewachsenen Wald ragen würde. Auch die nun wieder mögliche Verbauung des eigentlichen Eschlandes an der Mühlenstraße mit "Kureinrichtungen" entsprechend dem alten Flächennutzungsplan zeigt erneut die Mißachtung der Gemeinde für ihr kulturelles Erbe und die Halbwertzeit der nur wenige Monate alten Beteuerungen von Gemeinde- und Parteivertretern. Schützenswerte Landschaft trägt aber einen unteilbaren Wert in sich und darf trotz dieses "Arrangements" zwischen Landkreis und Gemeinde nicht erneut in Frage gestellt werden.
Die endgültige Entscheidung über den vom NABU Rastede initiierten Antrag wird im Frühjahr 2005 durch den Kreistag fallen.

Die Zählaktion "1 Euro für den Hankhauser Esch" von BUND, NABU, Naturschutzgemeinschaft und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zur Sammlung von Proteststimmen über den Bankschalter ergab eine Summe von 295 Euro. Nach Abzug der Bankgebühren verbleiben 223,03 Euro, die wie angekündigt zum Ankauf von Flächen im Hankhauser Moor (siehe auch "Hankhauser Moor in Gefahr" auf diesen Seiten) Verwendung finden werden.


"Küstenautobahn" (A 22)
Der NABU Rastede wie auch der NABU Oldenburger Land lehnt die A 22 zwischen der Elbe bei Stade und Westerstede aus Gründen des Landschafts- und Naturschutzes ab. Es werden nach einem Gutachten des Landes Niedersachsen beiderseits der Weser FFH-, Vogelschutz-, Naturschutzgebiete und viele bisher unzerschnittene Räume vom Autobahnbau tangiert. Das Gutachten spricht von "sehr hohen Umweltrisiken" und "möglichen erheblichen Beeinträchtigungen" von Mensch, Natur und Landschaft. In einem Schreiben an die Landtagsabgeordneten unserer Region wurde auch auf die Gefährdung des Überwinterungsraumes der arktischen Wintergäste (Nonnen-, Bless- und Graugänse) in der Jader Marsch hingewiesen. In einer gemeinsamen Presseerklärung mit den Ammerländer Naturschutzorganisationen wurde vor der Gefährdung des Tourismuskonzepts "Parklandschaft Ammerland" durch die Zerschneidung des Ammerlandes mit dann drei Autobahnen und verstärktem Transitverkehr aus Skandinavien und Osteuropa gewarnt. Auch auf die hohen Baukosten und Folgekosten eines Autobahnbaus mit nicht mehr zu verantwortenden Belastungen für die nachfolgenden Generationen wurde aufmerksam gemacht. Leider findet eine objektive Berichterstattung in der regionalen Presse (NWZ) nicht statt. Gegner der A22 werden, wenn überhaupt, nur durch Randnotizen in der Öffentlichkeit wahrgenommen.


"Beachclub Nethen"
Im Rahmen der Verbandsbeteiligung zur "Verlegung" eines geschützten (§28a-) Sandheidebiotops am Südufer des Nethener Sandabbausees wurden auf Intervention des NABU Rastede die Bebauungsplanungen der Gemeinde für den "Beachclub Nethen" vorgelegt. Danach ist neben dem Gebäudetrakt für den Badebetrieb ein Parkplatz, zwei Kioske, ein zweistöckiges Restaurationsgebäude mit Wasserskiliftanlage am Südufer geplant. Der NABU Rastede wird der "Verlegung" des geschützten Biotops nur unter der Maßgabe zustimmen, dass die Planungen nur noch den geordneten Badebetrieb mit einem Gebäude in landschaftsangepaßter Form vorsehen. Ein zweistöckiges Gebäude mit Wasserskianlage als Anziehungspunkt für (auswärtige) Gäste hat in der landschaftlich reizvollen Seenlandschaft mit mehreren schützenswerten Bereichen in Nachbarschaft zum Hauptsee nichts zu suchen und steht nicht im Einklang mit dem Niedersächsischen Naturschutzgesetz, dem Landschaftsplan der Gemeinde Rastede, der von einer sehr hohen Schutzwürdigkeit der Nethener Seen spricht und den Zielen des Landschaftsrahmenplans.


FFH-Flächen im Rasteder Gemeindegebiet
Das Land Niedersachsen wurde von der EU aufgefordert, zu den FFH- (Flora-, Fauna-, Habitat-) Gebieten aus den beiden ersten Tranchen weitere, insbesondere vom BUND und NABU Niedersachsen geforderte FFH-Gebiete nach Brüssel zu melden. Im Zuge dieser Nachmeldungen hat der NABU Rastede die Wälder des Rasteder Geestrandes mit Eichenbruch, Ellernbusch, Funchs-, Ipweger- und Wahnbeker Büschen sowie die angrenzenden Wiesen, Weiden, Äcker und Grünländereien im Moorrandbereich vorgeschlagen. Letztere sind über die reinen Waldflächen hinaus von elementarer Bedeutung für das Zusammenwirken und die Vernetzung der Lebensräume (Biodiversität). Leider sind letztlich nur die reinen Waldflächen mit insgesamt 225,2 ha ohne die Wahnbeker Büsche in die dritte Tranche einbezogen worden, die im Januar 2005 an die EU übergeben wird.


Internetseiten
Die Internetseiten des NABU Rastede konnten bedauerlicherweise nicht in dem vom Vorstand gewünschten Maße gepflegt werden, da der bisherige Betreuer für die Installationen nicht zur Verfügung stand. Wir hoffen auf Besserung im neuen Jahr.


Exkursionen
Die Exkursion zu den arktischen Wildgänsen in die Jader Marsch bzw. an das Wapeler Siel im Februar hat wieder viele Interessierte (30 Teilnehmer) angezogen. Leider haben die Gänse nicht mitgespielt. Erst nach offizieller Beendigung der Exkursion flogen in einem phantastischen Schauspiel Tausende der arktischen Gäste aus einer versteckten Niederung der Jade auf.
Wie in den vergangenen Jahren waren die Exkursion in den Rasteder Schloßpark zu frühmorgendlicher Stunde ebenso wie das Fledermaus-Kinderfest der NAJU am Ellernteich wieder gut bis sehr gut besucht.
Ein "Highlight" war der Ausflug zu einer Bienenfresser-Kolonie in Sachsen-Anhalt. Hier konnten diese in unseren Breiten äußerst seltenen Vögel in einer Kiesgrube ausgiebig beobachtet werden.


Krötenwanderung
Auch in diesem Jahr wurden die Laichwege der Amphibien an Park- und Eichenbruchstraße in Hankhausen mit Fangnetzen und Eimern durch freiwillige Helfer gesichert. Dank für 2.000 gerettete Erdkröten, 250 Grasfrösche und 150 Teichmolche gilt der Familie Heinemann und Herrn Kamp sowie dem Bauhof für die fachgerechte Aufstellung der Fangzäune.


Schleiereulenschutz
In speziellen Nistkästen im NABU-Trafoturm Südbäke und in einem Wohnhaus in Loy sind in 2004 25 junge Schleiereulen in vier Bruten großgezogen worden. Im vom NABU Oldenburger Land betreuten Schleiereulen-Nistkästen sind insgesamt sogar 400 Schleiereulen flügge geworden, so dass von einem großen Erfolg dieser Naturschutzarbeit gesprochen werden kann. Die nur noch geringe Population in den 1970-80'er Jahren im Oldenburger Land ist damit als gerettet anzusehen.


Fledermausschutz
Im Rahmen einer landesweiten Aktion des NABU sind zwei Familien aus Rastede bzw. Loy für eine Auszeichnung mit der Plakette "Fledermausfreundliches Haus" nominiert worden. Die beiden Familien gewährleisten seit vielen Jahren Fledermäusen Sommer- und Winterquartier in ihrem Wohnhaus bzw. Erdkeller. Die Auszeichnung wird mit Pressebegleitung im Frühjahr 2005 überreicht.


Naturschutzjugend (NAJU)
Die NAJU hat das Fledermaus-Kinderfest am 30. April wie im Vorjahr in eigener Regie durchgeführt. Die Veranstaltung in den späten Abendstunden scheint Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu faszinieren. 30 kleine Gäste waren mit Eifer dabei.
Die Kindergruppe in der Villa Hartmann kommt trotz einer Werbeaktion nicht voran und stagniert bei geringer Teilnehmerzahl.
Im Hankhauser Moorwäldchen wurde von den Gruppenmitgliedern eine größere Lichtung freigemacht, um für Fledermäuse einen geeigneten Lebensraum zu schaffen.


Jahreshauptversammlung am 18.03.2004
Nach dem von Dr. Klaus Taux, Oldenburg, gezeigten und kommentierten Steinkauz-Dokumentarfilm stellte der 1. Vorsitzende die Beschlußfähigkeit fest und trug den Jahresbericht und wegen der Abwesenheit des Kassenführers auch den Kassenbericht vor. Die Kassenprüfung ergab keine Beanstandungen. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Es schloß sich eine angeregte Diskussion zu unterschiedlichen Themen an.


Verschiedenes
Wie in den Vorjahren hat die Verbandsbeteiligung für Bauvorhaben im Außenbereich im Ammerland nach Bundes- und Landesnaturschutzgesetz einen erheblichen Zeitaufwand erfordert.
Der 1. Vorsitzende ist in den Beirat der neu gegründeten Naturschutzstiftung Ammerland berufen worden. Diese wird künftig Natur- und Umweltprojekte im Ammerland fördern. Der NABU Rastede hat sich in der von der NWZ im Internet eingerichteten Vereinsdatenbank eingetragen. Für das am 12.03.2005 im Dorfkrug Hankhausen stattfindende Treffen der NABU-Orts- und Kreisgruppen Niedersachsens (Hauptausschußtreffen) wurden die organisatorischen Vorbereitungen getroffen.
Der NABU Rastede hat sich einer Beschwerde gegen die Nichtmeldung des Voslapper Grodens in Wilhelmshaven als EU-Vogelschutzgebiet (wegen seiner qualitativen und quantitativen Ausstattung mit vielen Rote-Listen-Arten) angeschlossen.


Dank an die Förderer
Bei folgenden Institutionen und Personen dürfen wir uns für die geleistete Unterstützung im Jahre 2004 herzlich bedanken:

- Johannes Becher, Rastede