Jahresbericht 2001

Schwarzkehlchen
Schwarzkehlchen

Vogelwelt der Rasteder Moore
Das Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) ist seit einigen Jahren im Begriff, die Rasteder Moore als Brutvogel zu erobern. Der seltene Singvogel mit schwarzem Kopf und Kehle, weißem Flügelfleck und weißer Wange nimmt offenbar die Räume ein, die vom Braunkehlchen (Saxicola rubetra) verlassen werden. Der Gesang des Schwarzkehlchens erinnert an das Lied des Hausrotschwanzes (Phoenicurus ochruros) und wird von einer erhöhten Warte aus vorgetragen. Er sucht seine Nahrung hauptsächlich am Boden, jagt aber auch schnäpperartig nach Fluginsekten. Das Nest wird in einer versteckten Erdmulde angelegt. Das Gelege besteht aus 5 – 6 Eiern und wird allein vom Weibchen 14 – 15 Tage bebrütet. Die Jungen verlassen das Nest, bevor sie flügge sind, nach 12 – 14 Tagen und werden eine Zeitlang von den Altvögeln weitergefüttert. Das Schwarzkehlchen brütet in der Zeit von April bis Juli zweimal. Es erreicht nicht ganz die Größe der Kohlmeise und liebt offenes Gelände mit Buschwerk.
Das oben erwähnte Braunkehlchen hingegen ist leider inzwischen fast verschwunden. Die Ursachen dafür sind noch unbekannt, zumal beide Arten den gleichen Lebensraum beanspruchen.
Für die früher so zahlreichen Wiesenvögel trifft die allgemeine Entwicklung leider auch auf Rastede zu: Großer Brachvogel, Bekassine und Rotschenkel sind als Brutvögel entweder ganz verschwunden oder nur noch vereinzelt (Kiebitz) anzutreffen. Da diese Vogelarten einen feuchten, stocherfähigen Untergrund für ihre Nahrungssuche benötigen, ist die fortschreitende Entwässerung der Moore in erster Linie Ursache für ihren Rückgang. Auch die Feldlerche ist nur noch sehr selten zu beobachten. Also einerseits eine erfreuliche, andererseits eine bedauerliche Entwicklung in den Rasteder Mooren.

Frühjahrswanderung der Amphibien
Die Laichwanderung im März/April von Kröten, Fröschen und Molchen zu den Teichen am Eichenbruch wurde wieder durch Fangzäune und Eimertransport abgesichert. Die Zählung der Tiere ergab eine erfreuliche Entwicklung: 630 Erdkröten, 820 Grasfrösche und 350 Teichmolche! Hier ist dem Bauhof für die Installation der Fangzäune und Herrn Kamp für die tatkräftige Mithilfe zu danken. Der erneuten Forderung des NABU Rastede, die Straße „Am Eichenbruch“ im Waldbereich für die Laichzeit zu sperren und es damit den Nachbargemeinden gleich zu tun, kam die Gemeindeverwaltung nicht nach. Nur so könnte man sicher verhindern, dass einzelne Tiere, die den Fangzaun überwinden, immer noch dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.

Veranstaltungen und Exkursionen
Die in Zusammenarbeit mit der Touristinformation Rastede durchgeführten Veranstaltungen und Exkursionen waren wieder sehr erfolgreich. Angefangen von der morgendlichen ornithologischen Wanderung durch den Rasteder Schlosspark im Mai, dem Fledermaus-Vortrag mit anschließender Exkursion in den nächtlichen Schlosspark mit einem Bat-Detektor (hiermit werden die Fledermausrufe hörbar gemacht und kann die Art bestimmt werden), der Radtour zu „Nachtigall, Storch & Co.“ nach Klein-Bornhorst und den Naturschutzgebieten Gellener Torfmörte und Barkenkuhlen, bis zum Fledermaus-Kinderfest, an dem über 30 Kinder und ihre Eltern viel Freude an den Fledermausspielen und den anschließenden Beobachtungen hatten, waren alle Veranstaltungen überdurchschnittlich gut besucht. Für das naturkundliche Radwander-Wochenende mit dem Ausgangspunkt Heimvolkshochschule Rastede fanden sich nicht genügend Teilnehmer, sodass diese Veranstaltung ausfallen musste.

 

Massentierställe im Ammerland
Die aufgrund der BSE-Krise im Herbst 2000 dramatisch ansteigenden Bauanträge von Landwirten für Massentierställe, insbes. Putenmastställe, haben inzwischen wieder ein „normales“ Maß angenommen. Auf Initiative des NABU Rastede wurde in einer gemeinsamen Aktion mit dem Motto „Massentierhaltung kontra Parklandschaft – das Ammerland am Scheideweg“ der Ammerländer Naturschutzorganisationen BUND, NABU, Naturschutzgemeinschaft Ammerland und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald an die Kreistagsfraktionen appelliert, der ungebremsten Antragsflut Einhalt zu gebieten, da die Gefahr Südoldenburger Verhältnisse auch für das Ammerland drohten. Aus der Sicht des jeweiligen Landwirts noch verständlich, eine durch die veränderte Nachfrage rentable Viehhaltung anzustreben, war dieser Boom aus volkswirtschaftlicher Sicht außerordentlich bedenklich. Nicht nur die Tier- und Naturschutzorganisationen, auch die Bevölkerung, wie in Augustfehn, liefen Sturm. Neben vielen anderen Interessen war vor allem die Tourismusbranche im Ammerland von der Massentierhaltung am stärksten bedroht. Nicht mehr nur die Existenzsicherung einzelner landwirtschaftlicher Betriebe, sondern die Wahrung des Erscheinungsbildes eines ganzen Landkreises und die Verantwortung gegenüber allen Bevölkerungsschichten war zu bedenken. Allein eine angemessene Bewertung von Natur und Landschaft im Genehmigungsverfahren angesichts des fortschreitenden Landschaftsverbrauchs hätte für Abhilfe sorgen können. Das Ammerland zeichnet sich bisher weitgehend durch unverbaute Landschaft und unverbrauchte Luft aus. Tiermastställe erzeugen bei den meisten Menschen inzwischen ausgesprochen negative Gefühle, so dass in Addition das bisherige positive Image des Landkreises in Gefahr war. Es wurde vorgeschlagen, die Untersuchungen des Landes zu den Gesundheitsfolgen der Intensivtierhaltung (Atemwegserkrankungen, Allergien und Neurodermitis insbesondere bei Kindern, älteren Menschen und Risikogruppen) in den besonders belasteten Landkreisen abzuwarten, um mögliche Fehlentwicklungen zu vermeiden. Auf die besondere Brisanz des Problems wurde eindringlich hingewiesen und eine Beteiligung an entsprechenden Diskussionsrunden angeboten. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Ein in freier Landschaft bei den Mansholter Büschen geplanter Schweinemastbetrieb konnte erst im vom NABU-Rastede eingeleiteten Widerspruchsverfahren verhindert werden.

Schleiereulen im NABU-eigenen Trafoturm
Das Schleiereulenpärchen im von der EWE übernommenen ehemaligen Trafoturm in Südbäke hat seit Einbau des Nistkastens jedes Jahr und so auch 2001 wieder Nachwuchs bekommen. Schleiereulen brüten, außer in den Wintermonaten, praktisch das ganze Jahr. Der Holznistkasten mit den Maßen 100 x 50 x 50 cm (L/B/H) ist in einen Vor- und einen Brutraum unterteilt und hinter einer kreisrunden Öffnung der ehemaligen Isolatoren in ca. 8 m Höhe im Innern des Trafoturms angebracht. Mittels einer Leiter wird der Kasten von einer Plattform in halber Höhe des Turms kontrolliert und gereinigt. Dazu wird eine Klappe an der Rückseite des Nistkastens geöffnet.

Abgabe von Stellungnahmen
Die Stellungnahmen zu (Bau-) Vorhaben, an denen die Naturschutzverbände nach dem Bundes- und Niedersächsischen Naturschutzgesetz beteiligt werden müssen, nahmen auch 2001 wieder breiten Raum ein. Ein Beispiel: Nachdem der NABU Rastede sich in den Jahren 1992-1995 intensiv mit dem Sandabbaugebiet Nethener Seen beschäftigt hatte und nach Ankündigung der Behörden mit dem Abbauende dort Ende der 1990er Jahre zu rechnen war, hat ein Firmenkonsortium die Fortsetzung des Sandabbaus auf einer über 20 ha großen Fläche am Bekhauser Moorweg und eine weitere Vertiefung der bestehenden Abbaufläche beantragt. Auf der neu hinzukommenden Abbaufläche sind in einer Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) drei vom Aussterben bedrohte Vogelarten festgestellt worden, nämlich das Braunkehlchen, die Schafstelze und der Wiesenpieper. Am Rande des Abbaugebiets sind weitere 36 Brutvogelarten kartiert worden. Allerdings sind dies insgesamt 16 Brutvogelarten weniger als die noch vom NABU Rastede 1995 nach jahrelangen intensiven Beobachtungen ermittelten Bestände. Die u. a. seinerzeit festgestellten Brutvogelarten Zwergtaucher, Rotrückenwürger, Flussregenpfeifer und Uferschwalbe als in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Arten (sogen. Rote-Listen-Arten) tauchen in der UVS (von 1999) nicht mehr auf. Die in der UVS aufgeführte, im Ammerland akut gefährdete Feldlerche sowie die Rote-Listen-Arten angrenzender Bundesländer, wie Gelbspötter und Dorngrasmücke sind ein weiteres Indiz für die überregional bedeutende ökologische Wertigkeit des Gebietes. In Anbetracht dieser Tatsache und Zweifeln gegenüber dem Festlegungsverfahren für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen wurde der Landkreis Ammerland zu einer erneuten Brutvogelerfassung (-monitoring) in 2002 durch eine unabhängige wissenschaftliche Institution aufgefordert.

Wildvogelpflegestation Wahnbek
Die Wildvogelpflegestation in Wahnbek, die der NABU Rastede in mehrjähriger intensiver Arbeit zur größten Pflegestation dieser Art im Weser-Ems-Gebiet für verletzte, kranke und verwaiste Vögel und seit einiger Zeit auch für andere Tierarten aufgebaut hat, konnte im Februar 2001 in die Selbstständigkeit „entlassen“ werden. Künftig sorgt der „Förderverein Wildvogelstation Rastede e. V.“ für die Finanzierung der Station. Der Förderverein hat den Leiter der Station in ein Vollzeit-Angestelltenverhältnis übernommen. Der NABU behält die ideelle Trägerschaft und wird die Station weiterhin begleiten.

Korkensammlung
Flaschenkorken sind auch 2001 weiterhin zu Recyclingzwecken gesammelt worden. Der in Behindertenwerkstätten geschredderte Kork bildet einen wertvollen Grundstoff für Dämmmaterial, z. B. im Hausbau. Die Verkaufserlöse werden zum Schutz der in der spanischen Region Extremadura überwinternden Kraniche und für viele andere gefährdete Tierarten (Pardell-Luchs, Mönchsgeier u. a.) verwendet.

Kinder- und Jugendgruppe
Und zum Schluss in eigener Sache: ein besonderer Dank gilt dem bisherigen Leiter der Kinder- und Jugendgruppe des NABU Rastede, Kai Tornow, für seine erfolgreiche Aufbau- und Jugendarbeit. Kai Tornow hat es verstanden, eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen zu integrieren und für Umwelt und Natur zu sensibilisieren und zu begeistern. Durch die wöchentlichen Treffs in der Villa Hartmann erforderte diese Tätigkeit einen hohen Zeit- und Koordinierungsaufwand. Der NABU Rastede ist Kai Tornow zu großem Dank für die von ihm geleistete Arbeit verpflichtet.