09.08.2013
Offener Brief
An alle Ratsmitglieder der Gemeinde Rastede
Politik machen, bedeutet Verantwortung tragen. Mit diesem Bewusstsein wurden Sie von vielen Rasteder Bürgern gewählt.
2002 haben Sie sich nach umfangreichen Untersuchungen und Aktionen entschieden, Rastede ein neues Image zu geben, in dem die Gemeinde zukünftig Residenzort Rastede wird. Weg vom ländlichen, dörflichen Charakter – hin zum herrschaftlichen Wohnen in parkähnlicher Umgebung in einer modernen Gemeinde.
Mit neuer Coporate Identity wurde geworben:
Neubaugebiete im Göhlen sowie südlich des Schlossparkes erschlossen. Der Kögel-Willms-Platz wurde neu gestaltet und ausgebaut. Viele weitere Aktionen folgten, um die Attraktivität zu steigern. Wohnen in Rastede sollte im Ammerland und Umgebung bevorzugt werden. Das Ziel ging bisher auf, was insbesondere die hohe Nachfrage von Baugrundstücken bis zum heutigen Tage beweist.
2011 haben Sie dann sogar das Prädikat „Luftkurort“ aufgegeben, um verstärkt auf den Begriff „Residenzort“ zu werben.
Was verstehen Sie eigentlich unter dem Begriff „Residenzort“?
Sicherlich keinen lärmenden Straßenverkehr, stinkende Biogasanlagen und Massentierhaltungsanlagen sowie steigende Belastungen durch landwirtschaftliche Fahrzeuge und LKW –Verkehr.
Im Bereich Delfshausen gibt es das Lohnunternehmen Tietjen, das zu Erntezeiten häufig 24 Std. Tag und Nacht durch die Kleibroker Straße und weiter durch den Residenzort Rastede fährt.
Seit 2010 kommen noch die Fahrzeuge des Biogasbetreibers Herrn Christian Meyer-Hullmann hinzu, die die Biogasanlage in Kleibrok beliefern und darüber hinaus die Straßen mit Maishäcksel verdrecken.
Ebenso wurde 2010 die Erweiterung von der Fa. Bohmann in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung zugelassen, direkt neben der Straße „Am Brook“. Auch dieser Lastverkehr belastet die Straßen - insbesondere in den angrenzenden Wohngebieten – und Menschen seit Jahren erheblich.
Auf der anderen Seite haben Sie der Erweiterung eines traditionellen, lang ansässigen Hotel- und Restaurantbetriebes durch ihren Ratsbeschluss 2012 zugestimmt, der insbesondere dem Image „Residenzort“ zu Gute kommt. Ebenso wurde nördlich der Biogasanlage erst im letzten Jahr ein Eventraum im gehobenen Niveau zugelassen. Auch dieser Eigentümer und unmittelbare Nachbar der Biogasanlage hat hohe Investitionen geplant und durchgeführt, die den Residenzort Rastede bereichern.
Wie kann es da vereinbar sein, einen landwirtschaftlichen Betrieb in unmittelbarer Nähe – auch wenn nunmehr die magische Grenze von 600 Milchkühen unterschritten werden soll- als zulässig anzusehen? Eine Kuh verbraucht am Tag ca. 20 kg Kraftfutter und bis zu 130 l Wasser um ihre Milchleistung zu bringen. Neben der Milch, die die Kuh produziert, produziert sie soviel Methan- bzw. Treibhausgas im Jahr wie ein Mittelklassewagen bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 25.000 km ausstößt. Dabei ist Methangas dreimal so schädlich wie Kohlenstoffdioxid. Darüber hinaus besteht auch Biogas überwiegend aus Methangas (ca. 60 %), welches über die Biogasanlage freigesetzt wird.
Wissen Sie wie viele Kühe es in der Gemeinde gibt? Dazu noch Geflügel und Schweine? Die Belastbarkeit der Böden und der Luft hat längst ihre Grenzen erreicht.
Was ist übrigens mit einer wohnbaulichen Erweiterung der Kleibroker Str. zwischen Feuerwehr und Zollhaus? Dort sind erst vor ein paar Jahren Wohnhäuser zugelassen worden, die von jungen Familien bewohnt werden. Die Flächen dahinter würden sich auch für weitere Endwicklung anbieten. Wäre damit nicht ein entscheidender, öffentlicher Belang beeinträchtigt, um das Einvernehmen der Gemeinde zu versagen?
Was machen Sie, wenn in ein paar Jahren Herr Meyer-Hullmann eine Erweiterung des Kuhstalles beantragt? Wollen Sie sich dann auch wieder hinter Gesetze verstecken, da ihnen angeblich keine andere Wahl bleibt?
Die Biogasanlage wurde schon „klammheimlich“ nach dem Bundes Immissionsschutzgesetz (BImSchG) OHNE BÜRGERBETEILIGUNG genehmigt und somit die Anwohner vor vollendeten Tatsachen gestellt.
Mit der öffentlichen Sitzung am 8. Juli 2013 sind Sie bereits einen anderen Weg gegangen! Verlassen Sie den Weg nicht, denken Sie zukunftsfähig und an die nachfolgenden Generationen. Nehmen Sie die Verantwortung für Ihren Residenzort und den Menschen, die dort leben, der Natur und den Tierschutz ernst. Hinterlassen Sie kein Erbe mit Fehlentscheidungen. Was einmal genehmigt und gebaut wurde, wird nicht so schnell wieder rückgängig gemacht. Jeder neue Weg braucht Mut, Kraft und Zukunftsdenken.
Bürgerinitiative Rastede - KUHDORF NEIN DANKE!